Der Gründer und 1. Vorsitzende von Armut und Gesundheit in Deutschland e.V., Prof. Dr. Gerhard Trabert, befindet sich gerade auf dem Weg nach Lesbos, um dort zwei seiner Patienten im Camp „Moria 2.0“ zu behandeln.
Im Gepäck hat er eine Beinprothese für einen jungen Mann, dessen linkes Bein amputiert werden musste. Durch die Prothese, die das Mainzer Sanitätshaus Lammert für ihn maßgefertigt hat, hat er die Chance, wieder selbstständig und mobil zu werden: Unverzichtbar in einem solch schwierigen Lebensumfeld wie Moria. Denn das Camp ist groß, die Menschen müssen zum Teil weite Wege zurücklegen, um zu Wasserstellen, Toiletten, Unterrichts- oder Informationsstandorten zu gelangen. Außerdem gibt es dort viele relativ steile und steinige Pfade, die sich beispielsweise bei Regen in gefährliche Schlammfallen verwandeln.
Außerdem wird Herr Trabert auch den jungen M. besuchen.
Sein Fuß ist verformt und gefährlich entzündet; die Ärzt:innen vor Ort haben ihm deshalb zu einer Amputation geraten. Prof. Dr. Trabert hat sich die Entzündung bereits angesehen und mit den Kolleg:innen bei a+G darüber beraten. Nun soll M. mit einer speziellen Therapie behandelt werden, um das unwiderrufliche Entfernen seines Fußes zu vermeiden. Prof. Dr. Trabert hat die entsprechenden Medikamente dabei und wird mit M. über das Verfahren sprechen.
Eine weitere Station im Moria 2.0-Camp wird „The Earth Medicine“ sein: Die Physiotherapeutin Fabiola Velasquez und ihr Team, bei denen auch die beiden jungen Männer in Behandlung sind.
a+G arbeitet seit Jahren erfolgreich mit ihnen zusammen. Unser Verein hat ihnen ermöglicht, neue Praxisräume anzumieten. Diese wird Prof. Dr. Trabert nun zum ersten Mal besichtigen.
Dieser Einsatz auf Lesbos hat neben allem Beschriebenen noch einen Grund:
Während die meisten von uns aktuell auf die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine schauen, ist es uns ein Anliegen, auch darauf hinzuweisen, dass es keine Geflüchteten „erster und zweiter Klasse“ geben darf. Die beeindruckende Solidarität und Hilfe für die Menschen in der Ukraine und aus der Ukraine Geflüchteten ist ein wundervolles Zeichen der deutschen und europäischen Bevölkerung.
Gerade jetzt aber dürfen die Menschen nicht vergessen werden, die aus anderen Kriegsregionen fliehen oder geflohen sind. Das gilt insbesondere für die Menschen aus Syrien, Irak, Somalia, Afghanistan, und die, die an der belarussisch-polnischen Grenze unter katastrophalen Bedingungen ausharren müssen und nicht in die EU dürfen.
„Unsere Solidarität und Fürsorge benötigen in gleicher Weise die Menschen, die aus anderen Kriegsregionen geflohen sind. Hierbei müssen auch Kriegsregionen, die aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sind, mitbedacht werden, wie dies zum Beispiel die Tigray-Region im Norden Äthiopiens darstellt. Auch das weiterhin stattfindende Sterben im Mittelmeer muss verhindert werden! Und die oft immer noch vorzufindenden katastrophalen Lebensbedingungen in europäischen Flüchtlingslagern müssen angeprangert und verändert werden. Push-back Aktionen, oft unter Beteiligung europäischer Nationen (z. B. Griechenland und Kroatien) und auch von der europäischen Grenzpolizei FRONTEX durchgeführt, müssen abgestellt und strafrechtlich verfolgt werden. Hier versagt Europa!“,
betont Prof. Dr. Gerhard Trabert. „Menschenrechte müssen für alle Menschen gelten!“
Unser Verein setzt sich weiterhin für Geflüchtete und sozial Benachteiligte jeder Herkunft ein.