Prof. Dr. Trabert erneut auf Beobachtungsmission im Mittelmeer

Heute ist der erste Vorsitzende unseres Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland nach Malta aufgebrochen, um sich von dort aus für eine 3-wöchige Beobachtungsmission an Bord der Nadir zu begeben. Die Nadir ist ein Segelboot der Organisation RESQSHIP, das Maßnahmen zur Seenotrettung, um Menschen in Not vor dem Tod durch Ertrinken zu bewahren, durchführt. Die Crew erfasst Seenotfälle und übermittelt sie an die zuständigen Seenotleitstellen, um qualifizierte Hilfe einzufordern und die Menschen an einen sicheren Ort zu bringen.

Mit Beginn des Jahres 2021 etablierte a+G eine enge Zusammenarbeit mit RESQSHIP auf finanzieller, strategischer und insbesondere medizinischer Ebene.

„Das Mittelmeer ist die tödlichste Fluchtroute der Erde. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen versagen, zivile Seenotrettung wird immer wieder kriminalisiert und bei ihrer Arbeit be- und gehindert. Mit der engen Kooperation mit RESQSHIP wollen wir ganz bewusst ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen auf der Flucht generell und speziell über das Mittelmeer setzen“, betont Prof. Dr. Trabert.

Prof. Traberts letzter Einsatz mit der Nadir fand im August 2021 statt. Damals konnte das Team innerhalb von 2 Wochen etwa 600 Bootsflüchtlinge in Kooperationen mit großen Seenotrettungsorganisationen vor dem Ertrinken retten. Im gesamten Jahr 2021 war die Nadir 64 Tage auf See zwischen Malta, Italien und Libyen, hat in dieser Zeit 17 Boote in Seenot angetroffen und die Rettung von 1250 Menschen unterstützt.

Es ist der fünfte Einsatz dieser Art von Prof. Dr. Trabert: Er war bereits zweimal mit RESQSHIP, und zweimal mit Seawatch im Mittelmeer.

Prof. Dr. Gerhard Trabert an Bord der Nadir im Mittelmeer. Foto: Trabert

Hintergrund:

Nach wie vor ist die Lage im Mittelmeer katastrophal. Unzählige Beobachtungen, Studien und Dokumente beweisen, dass Flüchtende systematisch und in immer drastischerem Ausmaß an der Grenze zurückgedrängt werden. Kürzlich wurde bekannt, dass Geflüchtete von der griechischen Polizei brutal dazu gezwungen werden, selbst Pushbacks durchzuführen. Dies widerspricht europäischem Recht.

Auch Frontex ist immer wieder an solchen illegalen Pushback-Aktionen beteiligt.

Im April schon hatte der Europarat in einer Studie davor gewarnt, dass sich dieses Vorgehen zu verfestigen drohe und zum systematischen Problem werde – seitdem ist allerdings nichts passiert. Das kritisieren wir von a+G scharf:
­„Was ich im Mittelmeer beobachten muss, und was mir Betroffene erzählen, ist unerträglich. Es darf nicht sein, dass hier Menschenrechte systematisch ausgehebelt werden. Die illegale Praxis der Pushbacks muss sofort gestoppt und die politisch Verantwortlichen endlich zur Rechenschaft gezogen werden!“, so Prof. Dr. Trabert.

Und er ergänzt:

„Wir sehen seit einigen Monaten, wie es funktionieren kann, Flüchtende willkommen zu heißen: Den Ukrainerinnen und Ukrainern, die in Deutschland ankommen, wird sofort geholfen. Sie erhalten eine adäquate Gesundheitsversorgung, Möglichkeiten für Sozialleistungen oder Arbeit. Das ist wundervoll und zeigt, dass die Entscheidungsträger:innen in Deutschland sehr genau wissen, worauf es ankommt!
Im Gegensatz dazu werden Geflüchtete aus anderen Regionen der Welt behandelt wie Menschen x-ter Klasse: Sie müssen eine lebensbedrohliche, oft tödliche Flucht auf sich nehmen, teils jahrelang in menschenunwürdigen Lagern an den europäischen Außengrenzen oder in den Wäldern an der belarussisch-polnischen Grenze ausharren. In Deutschland werden sie stigmatisiert, der Zugang zu medizinischer Versorgung oder zum Arbeitsmarkt wird ihnen systematisch erschwert. Warum? Warum werden ihnen nicht einmal die grundlegendsten Menschenrechte zugestanden?“