Bericht aus Kobanê

Regelmäßig reist unser festangestellter Arzt Dr. Basrawi Ali, der ursprünglich aus Syrien kommt und inzwischen in Deutschland lebt, zurück nach Kobanê, wo er unsere medizinische Ambulanz leitet.
Dort arbeitet er aktiv mit und kann sich dabei ein Bild der Lage machen, den Medikamenten- und Gerätebedarf ermitteln und gemeinsam mit den Mitarbeitenden schauen, ob sich etwas verbessern lässt.

Das Kernteam im „Zentrum diabetischer Fuß“
Die gesamte Belegschaft im „Zentrum diabetischer Fuß“

Diesmal berichtet er:
„Ich war von Juni bis September in Syrien. Die Lage dort entwickelt sich leider immer schlimmer. Diesen Sommer war es sehr heiß, es hatte ständig über 40 Grad Hitze, was das Arbeiten in den unklimatisierten Räumen natürlich erschwert. Die Armut in der Gegend wird ebenfalls immer größer: Essen und Trinken ist knapp, Krankheiten wie Cholera und Meningitis grassieren. Dazu kommt eine ständige Angst, denn die Türkei bombardiert die kurdischen Gebiete rund um Kobanê wieder verstärkt.
Wir haben gesehen, dass viele Aktivist:innen, Zivilist:innen und kurdische Kampfkräfte unter den Opfern waren. Viele davon haben wir in unserer Ambulanz behandelt. Einem mussten wir bei einer komplizierten OP beide Hände teilamputieren. Das ist uns sehr schwer gefallen und für den Mann ein schlimmer Schicksalsschlag – aber immerhin lebt er.“

Operation des schwer verwundeten Zivilisten
Blutkontrolle bei Diabetes und anderen Krankheiten

Trotz all dieser Widrigkeiten schafft es das Team, beständig weiterzuarbeiten und den Menschen in Kobanê eine gute medizinische Versorgung anzubieten. Im medizinischen Zentrum liegt der Fokus auf der Behandlung des sogenannten „diabetischen Fußes“.
Die Zahl der Patient:innen nimmt jeden Monat zu – inzwischen sind es fast 2500, die dort registriert sind und in unterschiedlichen Regelmäßigkeiten Kontrollbehandlungen und Medikamente erhalten. Auch die Arbeit im angeschlossenen Labor funktioniert reibungslos. Das von a+G angeschaffte Fahrzeug ist weiterhin in Betrieb, um immobile Menschen für ihre Behandlung abzuholen oder nach Hause zu fahren.

Es konnte eine Zusammenarbeit mit dem städtischen Krankenhaus aufgebaut werden, die Einrichtungen unterstützen sich nun gegenseitig mit Personal.

Außerdem besuchte Dr. Ali während seines Aufenthalts das Waisenhaus in Kobanê. Über 30 Kinder leben dort inzwischen. Nachdem a+G dort kürzlich bereits eine Art Sanitätsraum finanziert hat, wollen wir nun auch dabei unterstützen, zwei Krankenschwestern dort ausbilden zu lassen, die dann ab Oktober regelmäßig vor Ort sein werden, um die Kleinen zu untersuchen oder zu behandeln.

„Wir freuen uns, dass wir die Gesundheitsversorgung im Waisenhaus unterstützen und zwei jungen Krankenschwestern eine Ausbildung ermöglichen können. Dadurch werden die Strukturen vor Ort nachhaltig gestärkt, was gerade jetzt unglaublich wichtig ist“, findet Dr. Ali.

Dr. Basrawi Ali mit einer kleinen Patientin, die einen Arm und ein Bein verletzt hatte
Der Spielplatz am Waisenhaus
Der Eingang zum Waisenhaus
Der Vorratsschrank mit Medikamenten und Verbandmaterial im Sanitätsraum im Waisenhaus Kobanê
Eindruck einer Fahrt durch Kobanê
Wartebereich vor dem „Zentrum diabetischer Fuß“
Schild am Eingang
Anmeldebereich im „Zentrum diabetischer Fuß“