Geflüchtete Menschen stabilisieren unser Sozialsystem. Arbeitsmöglichkeiten müssen erleichtert werden!

Heute, zum internationalen Tag der Armutsbekämpfung, möchten wir den Fokus auf geflüchtete Menschen legen, über die in Europa und in Deutschland meist sehr negativ und defizitorientiert gesprochen wird. Gerade politisch Verantwortliche der CDU/CSU, teilweise der FDP und vor allem der AfD verbreiten immer wieder Unwahrheiten und Falschmeldungen, die im Kontext einer rassistischen, sozialrassistischen Vorgehensweise zu interpretieren und zu bewerten sind.

Die Unterstützung von Menschen, die aus Kriegsregionen und Armutsgebieten flohen, sowie auch aus Ländern, die unter der massiven Einflussnahme des Klimawandels leiden, wird immer als große Belastung für unseren Sozialstaat bewertet.

Dabei werden zum Beispiel folgende Faktoren verschwiegen und scheinbar verdrängt:

So waren 54 % der 2015 nach Deutschland geflüchteten Menschen im Jahr 2021 erwerbstätig, wie eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in diesem Jahr veröffentlichte (2023).

Weiter stellt das Institut folgende Entwicklungen fest:

  • Immer mehr Geflüchtete üben eine qualifizierte Berufstätigkeit aus.
  • Jeder dritte erwachsene Geflüchtete hat 6 Jahre nach Ankunft Schulen, Hochschulen besucht oder Ausbildungen und Weiterbildungsmaßnahmen absolviert.
  • 70 % der erwerbstätigen Geflüchteten üben eine qualifizierte Tätigkeit aus, für die ein Berufs- oder Studienabschluss notwendig ist. Dabei sind allerdings 41 % der geflüchteten Menschen unterhalb ihres Tätigkeitsniveaus vor ihrer Flucht beschäftigt.
  • 65 % der erwerbstätigen Geflüchteten, die seit 6 Jahren in Deutschland sind, arbeiten in Vollzeit. (Das mittlere Bruttomonatsgehalt der Vollzeiterwerbstätigen stieg von 1660 € in den ersten beiden Jahren nach Ankunft auf 2037 € im sechsten Jahr.)
  • Zwischen den Geschlechtern zeigt sich ein Gefälle: 67 % der männlichen und 23 % der weiblichen Geflüchteten sind 6 Jahre nach Ankunft erwerbstätig.

Ein Fazit: Geflüchtete Menschen sichern mit ihrer Erwerbstätigkeit und dem Einzahlen in unsere Sozialversicherungssysteme, u. a. die Rente der deutschen Bevölkerung.

„Wir sind eine immer älter werdende Gesellschaft. Die jungen motivierten arbeitswilligen Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, werden unser Sozialsystem mit ihrer beruflichen Tätigkeit stabilisieren“, ist sich Prof. Dr. Gerhard Trabert sicher.

Schon jetzt arbeiten zahlreiche zum Beispiel Ärzt*innen, die aus Syrien, dem Irak und Afghanistan geflohen sind, in Kliniken und medizinischen Praxen in Deutschland.

In Rheinland-Pfalz könnten es mehr sein, weiß unser ehrenamtlicher Arzt Dr. Otto Laakmann, der sich für die Arbeitserlaubnis von Ärzt:innen aus Nicht-EU-Ländern einsetzt. Denn hier werden im Ausland erworbene Qualifikationen nur in geringem Maße anerkannt. „In anderen Bundesländern werden Weiterbildungsinhalte großzügiger anerkannt, was dazu führt, dass viele ärztliche Kolleg:innen Rheinland-Pfalz verlassen. Dabei herrscht hier bereits ein eklatanter Mangel“, so Dr. Otto Laakmann. „Kann sich Rheinland-Pfalz leisten, gut ausgebildete Ärzt:innen zu verlieren?!“, fragt er. 

Arbeitgeberverbände fordern schon seit Langem, den Zugang zu Erwerbstätigkeit von Asylsuchenden zu erleichtern. Hier muss schnellstmöglich von der Politik gehandelt werden!

Dies bedeutet aber auch, deutlich mehr und qualitativ hochwertige Sprachkurse für das Erlernen der deutschen Sprache anzubieten.

Geflüchtete Menschen sind keine Bedrohung für unser Land, sie sind eine wichtige Ressource zur Stabilisierung von Wohlstand in Deutschland, insbesondere des deutschen Sozialversicherungssystems.

Fahrradmechaniker Haftom Gebrezigher und Prof. Dr. Gerhard Trabert. Foto: Alexander Dietz, SWR
Dr. Basrawi Ali leitet unsere Ambulanz in Kobanê, Syrien. Foto: Alexander Dietz, SWR

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