Allgemeine Pressemeldungen
Armut und Gesundheit: Einsatz für Chancengleichheit
(Allgemeine Zeitung, 05.10.2023)
Mainzer Verein feiert sein 25-jähriges Bestehen. Vorsitzender Gerhard Trabert und Jari Trabert, Leiter der Geschäftsstelle, blicken auf die Arbeit zurück und sprechen über Ziele.
Momente, die Gerhard Trabert tief berührt haben, gibt es viele. Etwa dieser: Ein wohnungsloser Mann sagte zu dem Sozialmediziner einmal: „Wenn ihr kommt, dann ist es, als ob ein Stück Himmel zu uns kommt.“ Trabert war damals mit seinem ersten Arztmobil von „Armut und Gesundheit in Deutschland“ unterwegs. Und das war blau wie der Himmel. Seitdem ist die Decke im rollenden Sprechzimmer bewusst mit einem Bild von einem blauen, leicht bewölkten Firmament versehen. Eine weitere Situation: An einem heißen Tag bot Trabert in der Zwerchallee geflüchteten Menschen eine medizinische Versorgung an. Die Sprechstunde zog sich in die Länge. Als der Mediziner Feierabend machen wollte, klopfte doch noch jemand ans Arztmobil. Draußen stand eine Mutter mit ihrer Tochter. „Doktor, du brauchst eine Pause“, sagte die Mutter, und bot ihm Gebäck mit einer Tasse Tee an.
Für Gerhard Trabert ist die Hilfe für Menschen in Not mehr als ein Bedürfnis. Er sieht zu der Arbeit seines Vereins, der 2022 sein 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, schlichtweg keine Alternative. „Wenn wir nichts machen, wer macht es dann?“, fragt der 67-Jährige und betont: „Wohnungslosigkeit ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt sehr viel mehr Menschen, die von Armut betroffen sind.“ Alleinerziehende etwa, Geflüchtete oder ältere Menschen. […]
Inzwischen hat der Verein 609 Mitglieder. Vor sechs Jahren waren es noch 250. Hinzu kommen 81 Ehrenamtliche und 32 Angestellte (vor sechs Jahren noch zehn). Die Vergrößerung war auch Anlass für den Umzug im Jahr 2013 auf das Zitadellengelände (Bau F). „Wir sind inzwischen ein mittelständisches Unternehmen“, sagt Jari Trabert, Leiter der Geschäftsstelle und Gerhard Traberts Sohn. Ohne Spenden wäre das alles nicht möglich. Allein 2022 gab es „Einnahmen“ in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Ausgegeben wurden knapp 1,5 Millionen.
Ganzer Plus-Artikel:
https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/stadt-mainz/armut-und-gesundheit-einsatz-fuer-chancengleichheit-2912868
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Mainzer Arzt Trabert fordert bessere Arbeitsmöglichkeiten für Geflüchtete
(SWR, 16.10.2023)
Geflüchtete müssen lange warten, bis sie in Deutschland arbeiten dürfen. Gerhard Trabert ist überzeugt, dass in Zeiten von Fachkräftemangel schnellere Beschäftigungsmöglichkeiten wichtig wären. […]
Basrawi Ali arbeitet seit 2017 bei Traberts Verein „Armut und Gesundheit“. Er war 2015 von Syrien nach Deutschland geflohen und ist ausgebildeter Arzt. In Deutschland darf er aber nicht in seinem Beruf arbeiten. Für „Armut und Gesundheit“ betreut er jetzt stattdessen die Ambulanz des Vereins im syrischen Kobanê. […]
Otto Laakmann ist selber Arzt und berät wöchentlich ausländische Ärzte für „Armut und Gesundheit“. Sie müssten erst eine Sprachprüfung und anschließend noch eine Kenntnis- beziehungsweise Gleichwertigkeitsprüfung absolvieren, die laut Laakmann der deutschen Prüfung für das Staatsexamen entspricht. Erst dann dürfen sie als Ärztin oder Arzt in Deutschland arbeiten.
Beispielsweise bei syrischen Ärzten gebe es außerdem noch oft Probleme, wenn sie Weiterbildungen aus ihrem Land hier anerkennen lassen wollen, berichtet Laakmann. Schließlich gebe es in Syrien keine Stelle, die Zeugnisse begutachten könne. „Es gibt Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, die relativ restriktiv sind.“ In anderen Bundesländer bekomme man eine solche Anerkennung aber leichter.
„Dadurch verliert Rheinland-Pfalz meines Erachtens erfahrene Ärzte in andere Bundesländer und ich glaube, das kann sich das Land nicht leisten.“ Deshalb spricht sich Laakmann für eine bundesweite Regelung aus, welche Weiterbildungen von geflüchteten Ärzten eventuell doch anerkannt werden können.
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Sozialmediziner Trabert: Geflüchtete sind stabilisierende Ressource für unser Sozialsystem
(ÄrzteZeitung, 16.10.2023)
Der Sozialmediziner Gerhard Trabert kritisiert, dass in Deutschland über Geflüchtete überwiegend defizitorientiert gesprochen werde. Dabei könnten sie einen wertvollen Beitrag leisten. […]
Vor allem in Zeiten des akuten Ärztemangels sei es wichtig, die Ressourcen ausländischer Ärzte zu nutzen. Er stellte den syrischen Chirurgen Dr. Basrawi Ali vor, der 2015 nach Deutschland flüchtete und seit 2017 bei „Armut und Gesundheit“ angestellt ist. Ali begleitet ein Hilfsprojekt im nordsyrischen Kobane, wo er sich in erster Linie um Patienten mit Diabetes kümmert. In Deutschland ist er gemeinsam mit Trabert bei besonderen Einsätzen dabei, so versorgte er beispielsweise die streikenden LKW-Fahrer in Gräfenhausen und auch ukrainische Flüchtlinge im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet.
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Trabert prangert Stigmatisierung sozial Benachteiligter an
(ZEIT, 20.10.2023)
In Deutschland werden nach Meinung des Mainzer Sozialmediziners Gerhard Trabert sozial benachteiligte Menschen zunehmend stigmatisiert. Immer häufiger würden Menschen – vom deutschen Wohnungslosen bis zur aus Syrien geflüchteten Frau – in einer oft rassistischen Art diffamiert, sagte er am Freitag beim Verbandstag des Sozialverbandes VdK Rheinland-Pfalz in Mainz. […]
Die Diskussion über Asylbewerber und geflüchtete Menschen sei immer mehr von einer rechtspopulistischen Sichtweise geprägt, kritisierte Trabert. Es sei auch nicht besonders klug, wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den geplanten europäischen Asylpakt als historisch bedeutsam im positiven Sinne zu bezeichnen. Der Pakt verletze Menschenrechte massiv.
Ganzer Artikel:
https://www.zeit.de/news/2023-10/20/trabert-prangert-stigmatisierung-sozial-benachteiligter-an
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Sozialmediziner Trabert kritisiert „rechten Populismus“ in Asylbewerber-Diskussion
(tagesschau.de, 20.10.2023)
Der Mainzer Arzt Gerhard Trabert hat eine zunehmende Stigmatisierung von sozial Benachteiligten in Deutschland angeprangert. An vielen Stellen sehe er „rechten Populismus“.
Trabert, Gründer des Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.“ mit Sitz in Mainz kritisierte bei seiner Rede auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Es sei nicht besonders klug von der SPD-Politikerin, den geplanten europäischen Asylpakt als historisch bedeutsam im positiven Sinne zu bezeichnen. Der Pakt verletze Menschenrechte massiv. Demokratische Werte, so der Arzt weiter, müssten nach außen und nach innen geschützt werden. Und Schutz im Inneren einer Demokratie bedeute, „Armut und soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen“. Von Bundesregierung und Opposition erwartet Trabert in dieser Hinsicht eigenen Angaben zufolge mehr Engagement.
Beim VdK-Verbandstag in Mainz wurde auch vor einer zunehmenden Verteuerung des Wohnraums gewarnt. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage und der hohen Inflation seien mehr Menschen von Obdachlosigkeit bedroht, so der Verband. Viele Haushalte müssten fast die Hälfte ihres Einkommens für Miete bezahlen und hätten daher kaum finanziellen Spielraum. Es gebe weiterhin viel zu wenig bezahlbare Wohnungen.
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Ortsbeirat will Gedenkort für Obdachlose in NS-Zeit in Mainz
(Allgemeine Zeitung, 24.10.2023)
Ist von Opfern der NS-Zeit die Rede, denken wohl die wenigsten an Obdachlose. Dabei wurden sie als „Landstreicher“ und „Asoziale“ verfolgt und in Konzentrationslager gebracht. Trotz der Verfolgung gibt es für diese Opfergruppe bislang in Deutschland keine einzige Gedenkstätte, beklagen die Fraktionen des Ortsbeirats Altstadt. Mainz sollte da eine Vorreiterrolle einnehmen und einen Gedenkort in der Altstadt einrichten, fordern nun Grüne, CDU, SPD, Linke, FDP und ÖDP im Beirat.
Mit dieser Forderung greifen die Fraktionen eine Initiative des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland auf. Der bemüht sich um eine Gedenkstätte mit einer Bronzeskulptur. Als denkbarer Standort wird das Areal rund um Peterskirche und Allianzhaus diskutiert. Damit würde die Stätte in der Nähe des Grabs von Pfarrer Franz Adam Landvogt stehen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg um Arme und Obdachlose gekümmert hat. Die Skulptur würde zudem die Landschaft der dezentralen Gedenkkultur in der Altstadt mit Orten für Sinti und Roma (Altenauergasse) und für Angehörige sexueller Minderheiten (Ernst-Ludwig-Platz) erweitern.
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Von Ober-Olm nach Dhaka: Ärztin in medizinischer Mission
(Allgemeine Zeitung, 27.10.2023)
Wie fühlt es sich an, in einem Land zu arbeiten, in dem Armut und Krankheit das tägliche Leben bestimmen? Regine Proell aus Ober-Olm kann aus erster Hand davon erzählen. Die pensionierte Allgemeinärztin kehrte kürzlich von ihrem ehrenamtlichen medizinischen Einsatz für die Hilfsorganisation „German doctors“ aus Bangladesch zurück. Und ihre Erfahrungen werfen einen unverstellten Blick auf die harten Realitäten des Lebens in den ärmsten Teilen der Welt. Es ist aber auch eine Geschichte von Hoffnung und Dankbarkeit. […]
Ganzer Plus-Artikel:
https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/kreis-mainz-bingen/verbandsgemeinde-nieder-olm/ober-olm/von-ober-olm-nach-dhaka-aerztin-in-medizinischer-mission-2980947
Veranstaltungshinweise für den November
Die Veranstaltungshinweise veröffentlichen wir ab jetzt in einer gesonderten Rubrik: