Während der Eröffnungsrede des diesjährigen Kongresses Armut und Gesundheit in Berlin
am 6. März betonte Gesundheitsminister Lauterbach die dringende Notwendigkeit,
den Zusammenhang von Armut und Krankheit anzuerkennen.
Was folgt diesen Worten an konkreten Maßnahmen? Gesundheitspolitik muss über bloße Reden hinausgehen!
„Es reicht nicht aus, nur zu reden. Herr Lauterbach muss endlich handeln“, mahnt Prof. Dr. Gerhard Trabert, der den Kongress Armut und Gesundheit vor 29 Jahren mitinitiierte. Insbesondere kritisiert er die Ablehnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Einrichtung einer interministeriellen Arbeitsgruppe zum Thema Armut und Gesundheit im vergangenen Jahr. Dies zeuge von einer erschreckenden Ignoranz gegenüber einem der drängendsten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit.
Prof. Dr. Gerhard Trabert unterstreicht die dringende Notwendigkeit, sich mit den alarmierenden gesundheitlichen Auswirkungen von Armut auseinanderzusetzen. „Krankheitsprävalenzen sind bei sozial benachteiligten Menschen deutlich erhöht. Arme Menschen sind länger krank und sterben früher. Dies ist doch nicht einfach hinnehmbar!“, betont er. Zudem habe die Covid-19-Pandemie besonders negative Auswirkungen auf arme Bevölkerungsgruppen gehabt, wie Studien belegen.
Die Arbeitsgruppe Armut und Gesundheit führte von 2000 bis 2004 zu einigen positiven politischen Entscheidungen im Sinne einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung sozial benachteiligter Menschen, u. a. wurden gesetzliche Rahmenbedingungen geändert.
„Die Ablehnung der Wiedereinführung einer solchen Gruppe durch das SPD-geführte BMG ist nicht nur eine Verweigerungshaltung, sondern kann als Form struktureller Gewalt gegenüber armen Menschen in unserer Gesellschaft interpretiert werden,“ so Prof. Dr. Gerhard Trabert weiter.
Darüber hinaus kritisiert Prof. Dr. Gerhard Trabert das unzureichende Konzept der Gesundheitskioske des BMG, das ein mangelndes Verständnis niedrigschwelliger Gesundheitsangebote für sozial benachteiligte Personengruppen offenbart. „Es ist beunruhigend, dass das Ministerium offenbar nicht mit erfahrenen Akteuren aus diesem Bereich gesprochen hat“, kommentiert er.
Abschließend fordert Trabert eine konzertierte Aktion aller relevanten Akteure, um die Gesundheitsversorgung für sozial benachteiligte Menschen zu verbessern und die strukturellen Ursachen von Armut anzugehen. „Es ist an der Zeit, dass das BMG über bloße Reden hinausgeht und konkrete Schritte unternimmt, um das Wohlergehen aller Menschen in Deutschland zu gewährleisten.“