Kurz nach dem Beschluss des Asylpakts durch das Europäische Parlament ist unser 1. Vorsitzender, Prof. Dr. Gerhard Trabert, nach Lesbos gereist, um dort heute einen würdevollen Gedenkort für Menschen, die auf ihrer Flucht verstorben sind und auf Lesbos begraben wurden, zu eröffnen.
Seit 2015 stieg die Zahl der Menschen, die im Mittelmeer und auf der Insel Lesbos ihr Leben verloren haben, an. Da der Platz auf dem Armenfriedhof von Lesbos bereits ausgereizt war, nutzten die griechischen Behörden einen separaten Ort in der Nähe des Ortes Kato Tritos, um die Menschen zu bestatten. Im Sommer 2017 wurde Gerhard Trabert zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht und begab sich auf die Suche nach dem Ort. Er war schwer zu finden und schlecht zugänglich, versteckt in einem verkommenen Olivenhain. Es gab 87 lieblose Grabhügel, viele mit weißen Gedenktafeln, aber auch solche mit der Inschrift „Name unbekannt“.
„Auch jetzt noch sind diese verstorbenen, auf der Flucht gewesenen Menschen ausgegrenzt, irgendwie weggesperrt, im Nirgendwo verscharrt. Kein würdevoll und respektvoll hergerichteter Ort.“, stellte Gerhard Trabert damals fest.
In Kooperation mit mehreren internationalen Organisationen bemühte sich unser Verein seitdem, das Grabfeld würdevoll gestalten zu dürfen. Im März 2022 erhielt Fabiola Velasquez von der Organisation „Earth Medicine“ endlich die Genehmigung dazu. Durch administrative Hürden und unklare Gründe konnte eine Projektgruppe aus geflüchteten Menschen erst im Oktober 2023 mit der Identifizierung und Reinigung der Gräber beginnen. Unter der Überschrift „Memorial to Humanity“ begannen sie, Gestrüpp und Unkraut zu entfernen und die Gräber mit Steinen zu umschließen. Inzwischen sind es fast 200 Gräber – von Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern, darunter auch Kindern.
Gekennzeichnet wird der Gedenkort durch ein Banner, das wir bereitgestellt haben. Es erklärt in mehreren Sprachen: „Mahnmal für die Menschlichkeit – Begräbnisstätte für Geflüchtete. An diesem Ort sind Menschen begraben, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben. Mögen sie in Frieden ruhen.“ Er soll den Verstorbenen einen würdevollen Abschied ermöglichen und allen anderen das Sterben im Mittelmeer und in den menschenfeindlichen Camps an Europas Außengrenzen vor Augen führen, als Zeichen der Solidarität, religions-, kultur- und statusübergreifend.
In seiner Eröffnungsrede weist Prof. Dr. Trabert darauf hin, dass das Europäische Parlament genau eine Woche vorher den Asylpakt beschlossen hat – „ein Abkommen, das eine massive Verletzung der Menschenrechte bedeutet. Europa verabschiedet sich damit von einer menschenrechtskonformen Flüchtlingspolitik. Mit dem Gedenken an die Opfer von Menschen, die aus Notlagen fliehen mussten, möchten wir ganz bewusst auch ein Zeichen gegen diese unmenschliche Asylpolitik in Europa setzen.“
Weiter macht er deutlich: „Es ist unsere Pflicht, unsere soziale Verantwortung, für Geflüchtete, für Menschen auf ihrer Flucht vor Krieg, Umweltkatastrophen und existentiell bedrohlicher Armut da zu sein und sie zu schützen. Es ist aber auch unsere Pflicht, und liegt in unserer sozialen Verantwortung, verstorbenen Flüchtlingen eine respektvolle und würdevolle Bestattung zu ermöglichen und den entsprechenden Friedhof in Würde und mit Respekt zu gestalten.“
Musikalisch begleitet wird die Eröffnungszeremonie an der Posaune von unserem ehrenamtlichen Mitarbeiter Konrad Maucher.
Mehr Fotos und Hintergrundinformationen zum Projekt finden Sie hier:
https://www.armut-gesundheit.de/2023/10/10/memorial-to-humanity/