Morgen ist IDAHOBITA*, der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Asexuellenfeindlichkeit.
Zu diesem Anlass wollen wir von Armut und Gesundheit in Deutschland e. V. auf das strukturelle Versagen im Umgang mit wohnungslosen queeren Menschen aufmerksam machen.
Die meisten Notunterkünfte sind strikt getrennt nach „Männern“ und „Frauen“. Für Menschen, die vom binären Geschlechtersystem nicht erfasst werden, fehlen passende Angebote. Trans, inter und nichtbinäre Personen werden damit aktiv ausgeschlossen.
„Schon für wohnungslose Frauen sind die Plätze viel zu knapp. Für queere Menschen gibt es oft gar keine passende Unterkunft“, sagt unsere Streetworkerin Ute Hamann. „Wie sollen wir Perspektiven aufzeigen, wenn es nicht mal einen sicheren Schlafplatz gibt?“
Diese Lücken im Hilfesystem wirken sich direkt auf die gesundheitliche Versorgung aus: Wer keinen Schutzraum hat, keinen Versicherungsschutz und keine Adresse, hat wenig Chancen auf medizinische Behandlung – insbesondere dann, wenn Praxen nicht queer- oder gendersensibel arbeiten. Die wenigen vorhandenen Angebote sind überlastet oder für Betroffene kaum zugänglich.
Auch in regulären Versorgungseinrichtungen erleben queere Menschen Diskriminierung und Ausschluss: durch fehlende Anredeoptionen, geschlechtsbinäre Formulare oder Ärzt*innen, die überfordert reagieren. Wer solche Erfahrungen macht, sucht oft keine Unterstützung mehr – selbst wenn sie dringend nötig wäre. Dabei gilt: Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht. Kein Privileg.
Queere Menschen sind häufiger von Armut betroffen. Und Armut macht krank. Es darf nicht sein, dass die eigene geschlechtliche Identität zum Armutsrisiko wird. Und doch fehlt es in Ausbildung, Versorgung und Politik an konsequentem Schutz vor queerfeindlicher Ausgrenzung.
Wir fordern:
- diskriminierungssensible Notunterkünfte und Schutzräume auch für trans, inter und nichtbinäre Menschen
- einen diskriminierungsfreien Zugang zur Gesundheitsversorgung – unabhängig von Aufenthalts- oder Versicherungsstatus
- verbindliche Schulungen zu queer- und gendersensibler Versorgung in Medizin, Pflege und Sozialer Arbeit
Wer queere Menschen nicht mitdenkt, schließt sie aus. Wer sie ausschließt, gefährdet ihre Gesundheit. Zum IDAHOBITA* rufen wir dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und queerfeindliche Strukturen endlich zu verändern.