Unser neues Diabetes-Zentrum in Kobanê ist eröffnet!

Unsere neue Diabetes-Ambulanz in Kobanê konnte im Mai endlich feierlich eröffnet werden.

Der Neubau war nötig, weil der alte Containerbau Ende 2023 durch einen Drohnenangriff der türkischen Armee zerstört wurde. Das konnten wir nicht so hinnehmen und beschlossen, gemeinsam mit weiteren örtlichen Gesundheitseinrichtungen ein größeres und stabileres Gebäude zu bauen.

Die medizinische Versorgung der Diabetes-Patient*innen in und um Kobanê konnte unser Team während der Planungs- und Bauphase in Behelfsräumlichkeiten sicherstellen.

Die Details zu unserer Diabetes-Ambulanz im neuen Gesundheitszentrum und der Situation in Kobanê, den Sorgen und Hoffnungen erklärt unser Team selbst:

Dr. Basrawi Ali (rechts)
mit Ali Sheikh Nabi

Dr. Basrawi Ali, Leiter der Diabetes-Ambulanz:

„Unsere neue Diabetes-Ambulanz ist Teil eines neuen Gesundheitszentrums Mishtanour, in dem es Notfalldienste, eine Apotheke, Impfprogramme und eine Spezialabteilung für unterernährte Kinder, Fachambulanzen, ein spezialisiertes Leishmaniose-Zentrum sowie eine Dialyseklinik gibt. Die Gesamtzahl der Patient*innen übersteigt derzeit 300 pro Tag.

Im Untergeschoss wurde ein Schutzraum eingerichtet, der im Ernstfall bis zu 150 Menschen Sicherheit vor Luftangriffen bietet. Direkt neben dem Gebäude stehen über zehn Krankenwagen für Rettungseinsätze bereit.
Der Bau dauerte 15 Monate und kostete bisher rund 115.000 Euro. Einige Teile der Ausstattung wie eine Solaranlage, um die Stromversorgung zu stabilisieren, stehen noch aus.

In der Diabetes-Ambulanz versorgen wir täglich 50 bis 60 Patient*innen, und der Bedarf steigt. Viele Menschen kommen in einem sehr schlechten Zustand zu uns, weil ihnen über Jahre kontinuierliche Behandlung gefehlt hat. Unser Ziel ist es, langfristig noch mehr Diagnostik und Schulungen für chronisch Erkrankte anbieten zu können.

Ich bin stolz, was wir in so kurzer Zeit geschafft haben. Das Gesundheitszentrum ist ein gemeinsamer Erfolg. Ich bleibe noch bis Anfang Juni hier und will im Herbst wieder nach Kobanê reisen, um weiter aufzubauen.“

Nirouz Karu, Notfall-Krankenschwester:

„Die Eröffnung des neuen Gesundheitszentrums erfüllt mich mit Stolz. Es zeigt unser Engagement für die Menschen vor Ort und trägt dazu bei, die Gesundheitsversorgung in der Region spürbar zu verbessern. Unsere Hoffnung ist, dass wir mit dem neuen Zentrum schnelle und wirksame Notfallhilfe leisten können – für Schwangere in Geburtsnot, verletzte Kinder, ältere Menschen oder andere, die dringend medizinische Versorgung brauchen. Besonders in schwierigen Situationen kann das entscheidend sein.

Was uns als Team stark macht, ist unser Vertrauen ineinander. Wir tragen Verantwortung gemeinsam, teilen Erfolge und stehen uns auch emotional bei. Natürlich bleibt die Sorge, dass es an Ressourcen fehlt – an gut ausgebildetem Personal, moderner Ausstattung und langfristiger finanzieller Unterstützung. Doch wir sehen jeden Tag, was möglich ist, wenn wir gemeinsam handeln – und das macht Mut.“

Nirouz Karu

Wahida Al-Sheikho

Wahida Al-Sheikho, Labortechnikerin:

„Viele unserer Patient*innen sind älter und auf Unterstützung angewiesen. Wir können sie mit unserer Arbeit im Diabetes-Zantrum nicht nur finanziell entlasten, etwa durch Laboruntersuchungen und – soweit möglich – Medikamente, sondern bieten ihnen auch emotionale Unterstützung: durch respektvolle Zuwendung, ein freundliches Wort, Aufmerksamkeit. Manchmal hilft schon ein kurzer Moment menschlicher Wärme, um den Schmerz für einen Moment zu vergessen.

Anfangs kamen nur wenige zu uns, doch mittlerweile steigt die Zahl der Patient*innen kontinuierlich, ebenso wie die der Laboruntersuchungen, die sich nahezu verdoppelt haben. Aktuell führen wir etwa 100 Blutzuckeranalysen in der Woche durch. In Kürze wird das Labor auch weiteren Patientengruppen zur Verfügung stehen.“

Zuleikha Khadr, Reinigungskraft:

„Es ist enorm wichtig, dass es hier hygienisch ist,
damit sich keine Krankheiten ausbreiten können.
Ich habe damit eine große Verantwortung.

Hier ist es sauber, sicher und gut organisiert.
Ich bin stolz auf meine Arbeit und glücklich,
Teil von etwas zu sein,
das den Menschen wirklich hilft.“

Zuleikha Khadr

Dr. Ahmad Mahmoud

Dr. Ahmad Mahmoud, Arzt:

„Wir stehen vor zahlreichen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die politische und wirtschaftliche Instabilität. Gerade deshalb ist es von unschätzbarem Wert, dass Patient*innen und medizinisches Personal einen stabilen Ort für Versorgung und Zusammenarbeit haben. Die Eröffnung des neuen Zentrums erfüllt mich mit Freude und einem Gefühl der Sicherheit.

Im Team profitieren wir gegenseitig von unserer Erfahrung und dem Respekt untereinander. Wir arbeiten auch eng mit der Gesundheitsbehörde in Kobanê zusammen. Soweit ich weiß, ist diese Art der Versorgung einzigartig.“

Ali Sheikh Nabi, Verwaltung und Fahrer:

„Ich arbeite in der Verwaltung der Diabetes-Ambulanz und fahre einen unserer Krankenwagen. Es ist gut, dass wir jetzt wieder einen festen Ort haben, um unsere Arbeit besser zu koordinieren und Menschen in Not zuverlässig zu versorgen. Durch unser Fahrzeug können wir auch Patient*innen aus dem Umland zu Behandlungen bringen – viele könnten sich das sonst nicht leisten. Es ist etwas Wunderbares, jedem Menschen in Not helfen zu können. Das verbindet uns auch als Team: Menschlichkeit und der Wille, medizinische Versorgung zu leisten – denn wir betrachten Gesundheitsversorgung als ein grundlegendes Recht für alle.

Trotzdem fehlt dem neuen Gebäude noch wichtige Ausstattung: Wir benötigen dringend Solaranlagen mit Filtern und Batterien, ein Überwachungssystem mit Kameras und Monitoren, einen Brunnen für Trinkwasser sowie einen Notstromgenerator, um auch bei Stromausfällen handlungsfähig zu bleiben – gerade bei lebensbedrohlichen Einsätzen.“

Ali Sheikh Nabi

Wahida Mohammed

Wahida Mohammed, Krankenschwester:

„Die Eröffnung des neuen Gesundheitszentrums bedeutet einen echten Neuanfang – für unsere Arbeit und für die Menschen hier. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, dass wir nun die Möglichkeit haben, eine bessere medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Gleichzeitig beschäftigt uns die Frage, wie es weitergeht: Die Sorge, dass die Unterstützung ausbleiben oder gekürzt werden könnte, ist groß – denn das würde unsere Arbeit und die Versorgung der Menschen direkt gefährden.

Umso dankbarer bin ich allen Unterstützer*innen, die dieses Zentrum möglich gemacht haben und hoffentlich weiter an unserer Seite bleiben. Ihre Hilfe gibt uns Rückhalt – und sie ist ein entscheidender Beitrag dafür, dass wir weitermachen können.“


Wir gratulieren den Kolleg*innen in Kobane zur Neueröffnung
und wünschen ihnen und ihren Patient*innen alles Gute!

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