Spendenkonto: Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.
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Hintergründe
Hier finden Sie Informationen zu unseren Arbeitsgrundlagen. Dazu gehören politische Hintergründe, warum es unseren Verein überhaupt geben muss, und nicht zuletzt auch die Geschichte unseres Vereins.
Grundlagen unserer Arbeit und Fakten
Der 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung aus dem Jahre 2013 bestätigt, dass über 15% der Bevölkerung in Armut leben. Dies entspricht einer Zahl von ca. 12 Millionen Menschen. Allein 2,5 Millionen Kinder sind betroffen.
Arme Menschen sind kränker!
Zahlreiche Studien und Expertisen belegen, dass nach Einführung der Zuzahlungen und Eigenleistungen im Gesundheitssystem von Einkommensarmut betroffene Menschen nicht, bzw. deutlich seltener den Arzt aufsuchen, insbesondere auch bei dringend behandlungsbedürftigen Erkrankungen. Zudem können sie sich - aufgrund ihrer finanziellen Situation - notwendige Medikamente nicht besorgen. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Studie des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen aus dem Jahre 2011 zu den Überschuldungsrisiken in Deutschland: Krankheiten führen verstärkt zu Verschuldungen. So sind Krankheiten bei jeder zehnten Überschuldung der Hauptauslöser. Der Anteil stieg von 5% aus dem Jahre 2005 auf 10,5% im Jahre 2011. Bei der Gruppe der 40 - 50 Jährigen sind 19,4%, also fast jeder Fünfte, davon betroffen. Dieser signifikante Anstieg fand demnach parallel zur Einführung der Hartz IV-Gesetzgebung und den Eigenbeteiligungen sowie Zuzahlungsregelungen im Gesundheitssektor statt.
Arme Menschen sterben früher! Die Sterberate von Armut betroffener Menschen in unserer Gesellschaft ist deutlich erhöht. Es besteht ein Lebenserwartungsunterschied von 11 Jahren bei Männern und von 8 Jahren bei Frauen zwischen dem reichsten und dem ärmsten Viertel der deutschen Bevölkerung. 31% der von Armut betroffenen Männer erreicht nicht das 65. Lebensjahr. Armut bedeutet demnach nicht „nur“ geringere gesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten, Armut bedeutet in einem der reichsten Länder der Erde früher sterben zu müssen. In diesem Kontext spielen strukturelle Gesundheitsversorgungsausschlüsse, -hindernisse und -defizite eine entscheidende Rolle, die von Entscheidungsträgern in unserer Gesellschaft leider viel zu häufig negiert oder bewusst ignoriert wird.
Die Entstehung unseres Vereins
Unser Verein ist 1997 von Prof. Gerhard Trabert gegründet worden.
Ausschlaggebend für den Arzt und Sozialpädagogen ist die Tatsache, dass Armut krank und Krankheit arm macht. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen zwar diesen Zusammenhang auf, aber diesem Kontext wird in der Öffentlichkeit zu wenig Beachtung geschenkt.
Dem Gründer und Vorsitzenden Prof. Gerhard Trabert ist es daher ein Anliegen gewesen, diesen Missstand in die Öffentlichkeit zu tragen und auch aktiv an einer besseren medizinischen Versorgung zu arbeiten. Mit seinen fachlich ausgezeichneten Praxismodellen zur Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung hat er viele Menschen davon überzeugen können, dass unsere Arbeit wichtig und unterstützenswert ist.
Angefangen hat es zu nächst mit dem „Mainzer Modell“ für wohnungslose Menschen auf der Straße. Gerhard Trabert suchte nicht nur Anlauf- und Beratungsstellen der Wohnungslosenhilfe auf, sondern inkludierte ein Arztmobil, eine rollende Ambulanz, mit der er die Menschen an den bekannten Verweilplätzen in Form von „medical streetwork“ aufsucht.
Der Bedarf an medizinischer Hilfe war und ist groß. Inzwischen gibt es ca. 2500 – 3000 Behandlungen bei ca. 600 PatientInnen im Jahr.
Daher hat Dr. Trabert als erster Arzt in der Bundesrepublik von der Kassenärztlichen Vereinigung eine Ermächtigung - speziell und ausschließlich als Wohnungslosenarzt - bekommen. So können entstandene Kosten mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der ARGE oder dem Sozialamt abgerechnet werden und zumindest ein Teil unserer Arbeit finanziert werden.
Seit Gründung des Vereins hat Dr. Trabert und sein Team weitere Projekte ins Rollen gebracht: Eine feste Ambulanz an der Mainzer Zitadelle, ein Street Jumper-Modell und weitere Projekte zur Förderung der Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Alle Projekte und Anlaufstellen finden Sie unter der Rubrik "Was wir tun".