Wohnungslose Menschen in Not – was mache ich?
Danke, dass Sie sich Gedanken machen, wie Sie reagieren können, wenn Sie im Alltag auf wohnungslose Menschen treffen.
Hier haben wir einige Handlungsempfehlungen für Sie zusammengestellt:
Nehmen Sie die Person wahr
Nehmen Sie die Person als Mensch, mit Respekt und Würde wahr.
Handeln Sie so, wie Sie es sich in der Situation auch von anderen wünschen würden.
Nehmen Sie Kontakt auf
Sprechen Sie sie auf Augenhöhe an. Sagen Sie z. B.: „Darf ich Sie kurz stören?“
Haben Sie Mitgefühl, kein Mitleid.
Fragen Sie die Person, ob sie etwas braucht und wenn ja, was – sie weiß es selbst am besten.
Wenn die Person ablehnend reagiert: Respektieren Sie ihr „Nein“.
Wenn kein Kontakt möglich ist
Wenn Sie gerade keine Möglichkeit für ein Gespräch haben: Ein Lächeln im Vorbeigehen oder ein klares „Jetzt nicht“ ist besser, als die Person einfach zu ignorieren.
Manchmal gibt es auch Gründe, eine Person lieber gar nicht anzusprechen oder das Gespräch abzubrechen: Dann kann es sinnvoll sein, die Akteur*innen der Wohnungslosenhilfe zu informieren. Hier gibt es Sozialarbeitende, die regelmäßig Streetwork machen.
In Notfällen: Holen Sie immer sofort Hilfe!
Gefährdet sich die Person selbst, bewegt sie sich nicht und reagiert nicht auf Ansprache oder ist offensichtlich verletzt:
Rufen Sie den Rettungsdienst, Telefonnummer 112!
Bei einem medizinischen Notfall sind Kliniken verpflichtet, die Patient*innen sofort aufzunehmen!
Ihnen als Ersthelfer*in entstehen keine Kosten.
Wird die wohnungslose Person, jemand anderes oder Sie selbst belästigt oder bedroht, bieten Sie, wenn möglich, Hilfe an und fragen Sie nach, ob Sie die Polizei rufen sollen: Telefonnummer 110!
Bei Extremwetter oder anderen Gefahren können Sie auch das Ordnungsamt informieren.
Wenn es sehr heiß ist
Bieten Sie Wasser, Saftschorle oder Tee, am besten in PET-Pfandflaschen, an. Zum Essen empfiehlt sich leichte Kost oder frisches Obst. Auch Sonnenschutzcreme und Hüte oder leichte Kleidung sind hilfreich.
Vielleicht haben Sie auch einen Tipp für einen guten Schattenplatz in der Nähe parat.
Wirkt die Person desorientiert oder reagiert nicht, könnte sie dehydriert sein oder einen Hitzeschlag erlitten haben:
Rufen Sie den Rettungsdienst!
Wenn es sehr kalt ist
Ist die wohnungslose Person mit Isomatte, Schlafsack, warmer Jacke ausgestattet?
Wenn nicht, fragen Sie, ob sie Ausgabestellen dafür und Notschlafplätze kennt.
Ansonsten freut sich die Person vielleicht über warmes Essen, heißen Tee oder Kaffee, warme, wasserdichte Kleidung oder Decken.
Wenn Sie Unterstützung benötigen, informieren Sie das Ordnungsamt, dieses wird sich um die weitere Versorgung kümmern.
Wenn jemand
nach Geld fragt
Ob oder wie viel Sie geben, entscheiden Sie selbst.
Beachten Sie aber: Wenn jemand nach Geld fragt, ist immer eine Bedürftigkeit gegeben.
Spenden Sie ohne Bedingungen wie z. B.
„aber nicht für Alkohol!“ – die Person weiß selbst am besten, wofür sie aktuell Geld benötigt.
Wenn Sie lieber Essen oder Dinge statt Geld geben möchten: Fragen Sie die Person, was sie braucht, statt irgendetwas zu kaufen. Vielleicht hat sie Unverträglichkeiten oder bereits fünf Brezeln erhalten.
Wenn jemand
krank ist
Weisen Sie die Person darauf hin, dass medizinische Behandlung auch für Menschen ohne festen Wohnsitz oder ohne Krankenversicherung möglich ist, z. B. in Mainz in unserer Ambulanz ohne Grenzen auf der Zitadelle.
Ist der Person ein Besuch nicht möglich, fragen Sie sie, wo sie sich für gewöhnlich aufhält und informieren Sie uns darüber.
So können wir den Standort einige Tage später mit unserem Arztmobil aufsuchen und medizinische Hilfe anbieten.
⯈ Anlaufstellen für wohnungslose Menschen in Ihrer Stadt (Notschlafplätze, Versorgungsangebote, etc.) finden Sie auf www.woundwie.de .
⯈ Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu diesen Handlungsempfehlungen haben, melden Sie sich gerne bei uns.
Wir bieten in regelmäßigen Abständen auch Informations-Veranstaltungen zum Thema an.
⯈ Ein Faltblatt mit den Inhalten dieser Website finden Sie zum Download hier.